Flick: „Die Nationalmannschaft profitiert vom Bayern-Erfolg“


In den Halbfinals der UEFA Champions League konnte DFB-Assistenztrainer Hansi Flick acht deutsche Nationalspieler begutachten, die bei den Spielen zwischen Atletico Madrid gegen den FC Chelsea und Real Madrid gegen Bayern München mitgewirkt haben. Damit haben die deutschen Auswahlkicker die beste Übung für die bevorstehende WM in Brasilien, wo am Ende möglichst der Titel stehen soll. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert sich nun Flick umfassend zu den beiden Semifinals und bringt zudem deutlich zum Ausdruck, dass er optimistisch Richtung Weltmeisterschaft blickt.

Flick: „Die Nationalmannschaft profitiert vom Bayern-Erfolg“
Unterschiede zwischen Atletico und Real Madrid

Im Laufe dieser Woche hat Flick die spanische Hauptstadt Madrid besucht und hat an zwei Tagen nacheinander bei den Heimspielen von Atletico und Real die beiden Finalisten des Endspiels der europäischen Königsklasse gesehen. Derzeit scheint Atletico den „Königlichen“ von Real den Rang abgelaufen zu haben, denn auch in der spanischen Primera Division stehen die Schützlinge von Trainer Diego Simeone auf dem ersten Tabellenplatz. Über die Unterschiede zwischen den beiden Vereinen kann Flick nun folgendes sagen: „ Ich will das gar nicht werten, die Stimmung in beiden Stadien ist phantastisch. Für mich ist das Bernabeu eines der beeindruckendsten Stadien überhaupt. Es ist jedes Mal ein sehr spezieller Moment, wenn die Fans kurz vor Spielbeginn voller Inbrunst die Vereinshymne singen. Bei Atlético wirkt alles eher marode, das hat aber auch seinen Charme. Und die Stimmung ist bei Atlético sensationell gut. Sie wird von den Rängen auf die Mannschaft übertragen. Das Team spielt mit sehr viel Herz, die Fans mögen das. So entsteht eine Wechselwirkung, die dort sehr besonders ist.“

„Mir hat Atletico imponiert“

Auffällig ist in den beiden Halbfinals gewesen, dass die Defensivleistung der vier Teams ausgesprochen diszipliniert gewesen ist. So war Karim Benzema beim 1:0-Heimsieg von Real Madrid gegen Bayern München der einzige Torschütze in den zwei Spielen. Die andere Partie zwischen Atletico und Chelsea endete torlos Remis. Über die Qualität der Matches kann Flick folgendes preisgeben: „Ich fand es sehr interessant. Mir hat Atlético imponiert. Ihre Philosophie ist deutlich zu erkennen, die Mannschaft spielt mit einem klaren Plan, die Abläufe sind einstudiert. Ich habe das Team auch schon im Viertelfinale in Barcelona gesehen, auch damals war ich beeindruckt. Die Mannschaft ist im Spiel, sie agiert, sie reagiert nicht lediglich darauf, was der Gegner macht. Atlético ist topfit, die Spieler sind sehr flexibel und in der Lage, verschiedene Positionen zu spielen. Im System sind sie sehr variabel, die Raumaufteilung ist fast optimal. Atlético spielt sehr modern - so lässt es sich vielleicht zusammenfassen.“

„Chelsea hatte kein Glück“

Das Defensivbollwerk der „Blues“ ist spätestens seit dem Champions League-Sieg 2012 in München gegen Bayern europaweit bekannt und gefürchtet. Flick sieht auch in Trainer Jose Mourinho einen wichtigen Erfolgsfaktor: „Chelsea hatte als vorrangiges Ziel, kein Tor zu bekommen. Das haben sie geschafft. Chelsea hatte kein Glück, sie haben kaum klare Torchancen zugelassen. Mourinhos Erfolge sind kein Zufall. Er stand mit unterschiedlichen Teams achtmal mindestens im Halbfinale der Königsklasse. Er lässt seine Mannschaften in der Art Fußball spielen, mit der er den Erfolg für wahrscheinlich hält. Daran gibt es nichts auszusetzen.“ Auch deshalb zeigt sich der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw keineswegs über die taktische Formation überrascht: „Gar nicht. Es war zu erwarten, dass sie in Madrid aus einer kompakten Defensive agieren werden. In der Hoffnung, über einen Konter über Torres, Ramires oder Willian erfolgreich zu sein.“

Keine Zukunft für Schürrle als Außenverteidiger
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Nur wenige Einsatzminuten hat der deutsche Nationalspieler Andre Schürrle erhalten, der aufgrund des großen Drucks der Madrilenen erhöht Defensivaufgaben erledigen musste. Für das DFB-Team wird er jedoch auch weiterhin seine Position als offensiver Außenbahnspieler behalten, wie Flick „DFB.de“ verraten hat: „Wir kennen schließlich Andrés Qualitäten in der Offensive. Die Außenstürmer von Atlético sind oft nach innen gezogen, deswegen sind Chelseas Außenverteidiger etwas enger an den Innenverteidiger gerückt. Für Willian und André hieß das, dass sie den freiwerdenden Raum hinten rechts beziehungsweise links füllen und nach hinten mitarbeiten mussten. Damit hat André genau das umgesetzt, was sein Trainer von ihm erwartet.“

„Der Konkurrenzkampf tut Schürrle gut“

Seit Sommer 2012 spielt Schürrle mittlerweile für den englischen Spitzenteam. Seit gut einer Saison ist der portugiesische Startrainer Mourinho nun sein Trainer. Flick hat nur lobende Worte für die Entwicklung des ehemaligen Leverkuseners parat: „Der Konkurrenzkampf tut ihm gut. Die Situation ist nicht immer einfach, weil man bei Chelsea damit leben muss, auch nach guten Spielen nicht für die nächste Partie gesetzt zu sein. Dafür ist die Qualität im Kader einfach zu hoch, gerade auf der Position, auf der André spielt. André hat zuletzt einige Spiele mit entschieden. Mein Eindruck ist, dass er durch den Wechsel noch selbstbewusster geworden ist. Er hat gelernt, sich in einer anderen Umgebung durchsetzen zu müssen. Die Erfahrung im Ausland tut ihm offenkundig gut, der Schritt hat sich als richtig erwiesen.“

„Sonderlich viel falsch gemacht haben die Bayern nicht“

Trotz einer drückenden Überlegenheit hat der amtierende Champions League-Sieger FC Bayern München durch eine Unaufmerksamkeit bei Real Madrid mit 0:1 verloren. Flick kann die Gründe dafür hier nennen: „ Real war effizienter, mehr nicht. Bis zum Tor hatte Real im Grunde keine Chance. Beim Tor - und danach noch zwei-, dreimal - hat Real gezeigt, wie gefährlich sie sind, wenn sie kontern können, wenn sie Platz haben. Wobei ich der Überzeugung bin, dass die Bayern die Möglichkeit haben, die Sache im Rückspiel zu drehen. Auswärts tritt Real anders auf, Dortmund hat ja gezeigt, wie man Real unter Druck setzen kann und wie verwundbar die Mannschaft ist. Sonderlich viel falsch gemacht haben die Bayern nicht. Sie haben bisher eine überragende Saison gespielt, ihr Fußball hat alle begeistert. Sie haben so früh wie nie die Deutsche Meisterschaft gewonnen, sie stehen im Finale des DFB-Pokals und haben noch beste Aussichten, erneut ins Finale der Champions League einzuziehen. Bayern ist absolut in der Lage, ein 0:1 gegen Real noch zu drehen.“

Hoffnung auf Bayerns-Champions League-Verteidigung

Der sportliche Erfolg des FC Bayern München ist für den ehemaligen Hoffenheim-Coach wichtiger als eine längere Vorbereitung aller deutschen Nationalspieler. Dies bringt er auch klar zum Ausdruck, da er auch weiß, dass das Selbstvertrauen der mutmaßlich sieben Bayern-Profis bei der historischen Verteidigung des Champions League-Titels sich auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft nur positiv auswirken wird: „So denke ich nicht. Die Spieler der Bayern können Historisches erreichen. Sie können den Titel in der Champions League verteidigen, als erste Mannschaft überhaupt. Und jedem Einzelnen gönne ich dies. Auch die Nationalmannschaft profitiert davon, wenn viele Spieler mit frischen Erfolgeserlebnissen und großem Selbstvertrauen zum Team stoßen. Es muss sich außerdem keiner Sorgen machen - wir sind erfahren genug, um mit allen Eventualitäten umgehen zu können. Ich bin sicher: Uns wird die Zeit genügen, um die Mannschaft optimal auf die WM einzustellen.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Hansi Flick, DFB, Bayern München, Real Madrid, Atletico Madrid, FC Chelsea, Deutschland, WM 2014, Brasilien
Datum: 25.04.2014 18:01 Uhr
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